Bubble <3
Koproduktion der Münchener Biennale mit Musik der Jahrhunderte Stuttgart In Auftrag gegeben von dem West Kowloon Cultural District
In Kooperation mit Connecting Space Hongkong, Goethe-Institut Hongkong und der Zürcher Hochschule der Künste
Mit freundlicher Unterstützung von LOVAAS
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
Komposition und Installation: Lam Lai; Komposition und Libretto: Wilmer Chan; Libretto, Bühne und Choreographie: Nadim Abbas; Komposition und Projektmanagement: Vanissa Law; Installation und Bühne: Fiona Lee; Konzept und Regie: Lam Lai, Wilmer Chan, Nadim Abbas, Vanissa Law, Fiona Lee
Mit: Susanne Leitz-Lorey (Sopran, Neue Vocalsolisten), Martin Nagy (Tenor, Neue Vocalsolisten), Guillermo Anzorena (Bariton, Neue Vocalsolisten), Marget Flach (Performance), Marc-Philipp Kochendörfer (Performance), Hubert Schedlbauer (Performance)
Eine Berührung - und wir sind umgeben von Bildschirmen, freigeschaltet mit einem Blick. Durch unsichtbare Hände werden wir in irgendein namenloses Refugium eingeblendet, unsere Geometrie in Echtzeit erweitert und ergänzt. So für die Gegenwart optimiert, wirst du eine Stimme hören, dünn und kurzatmig; diese Maschine, die lernt, adaptiert und authentifiziert. Erkennst du dieses Gesicht? Vollständig verwoben mit dem Gewebe der Existenz. Eine schizoide Gruppenhalluzination. Das Geschwätz von Trollen in einer Art Scheintod.
In der Gecko-Kammer wiederhole ich ich, ich ich höre dieses Herz dieses Herz, dieses Herz. Aufbewahrt, zwischen vier Wänden, die immer gleichen schwachen und fernen Erinnerungen. Halbherzig platziert, bereit zum Abruf. Wir sind um den Block gelaufen, mehrmals, ohne den Zwang der Erinnerung. Wir erleben und wir teilen diese Momente, in einer Wissens-Cloud; die an unseren Gehirnen herumnagt, mit Lichtgeschwindigkeit. Neutrale, perfekte Energieverwaltung. Alles bleibt, wie es war.
In einer hyper-verbundenen Ära verwischen die Grenzen zwischen dem Realen und dem Virtuellen zunehmend. Aufgrund der weit verbreiteten Nutzungsmöglichkeiten von Internet und Social Media sind Informationen jederzeit abrufbar und menschliche Beziehungen werden durch Berühren eines Bildschirms geknüpft. Jedoch lässt uns eine solch extreme Bequemlichkeit nur allzu leicht hinnehmen, dass wir unsere alltäglichsten und unbewussten Gedanken und Handlungen aufgegeben haben; intime Aspekte aus dem Alltag zahlloser Individuen, die durch unsichtbare Hände hochgerechnet, verarbeitet und wieder eingespeist werden in eine Echokammer gewinnbringender Algorhythmen.
In Bubble <3 wird ein Publikum um ein Wohnhaus herumgeführt, wobei es dreimal um den Block läuft, bevor es schließlich ein Wohnzimmer betritt. Die Zuschauer sind angehalten, kleinere Gruppen für die einzelnen Umrundungen zu bilden, und zwar durch verschiedene performative und räumliche Interventionen. Speziell ausgedachte Szenen alltäglicher Handlungen kommen während der Führungen zustande, eine Kakophonie aus musikalischen Eruptionen, Nebengeräuschen und ungefilterten Dialogen, die das endlose Geschwätz anonymer Trolle (Provokateure) in Onlineforen simulieren.
Mit jeder Wiederholung verschwimmt ein Moment der Vertrautheit aufgrund der Unsicherheit über die Authentizität des Erlebten. Den Höhepunkt bildet die Wohnzimmer-Szene, in der die Sprechblase durch eine stumme Blase aus vier Wänden ersetzt wird und zuvor nicht zu verortende Klänge nun als eine auskomponierte Klang-Architektur in den Vordergrund rücken.
Lam Lai Komposition und Installation
Lam Lai wurde in Hongkong geboren. Sie studierte Komposition an der Hong Kong Academy for Performing Arts und am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Als Komponistin setzt sie auf die Schaffung neuer Medienhybride. Ihre Kompositionen – Orchester-, Ensemble-, Elektronik- und interdisziplinäre Arbeiten – werden weltweit aufgeführt. Lam Lai konzentriert sich auf die Kombination konventioneller Performance-Praktiken mit anderen Kunstformen wie elektronischem Klang, visueller Kunst, Film, Literatur und Theater. Ihr Werk „Frozen Moment“ für die Synchronisierung von zwei Ensembles in zwei Städten wurde vom Hong Kong New Music Ensemble und dem Ensemble Adapter bei den Berliner Festspielen im März 2011 aufgeführt. Sie arbeitete u.a. mit dem Nieuw Ensemble (Amsterdam), International Ensemble Modern Akademie (Frankfurt), Experimentalstudio des SWR (Freiburg), Atlas Academy (Amsterdam), Parallax (Norwegen), Dallas Winds (USA) und dem Hong Kong New Music Ensemble zusammen. Ihre Werke wurden u.a. beim Holland Festival, MOBILE M+: INFLATION! (Hongkong), Musica Nova Helsinki, Atlas Festival (Amsterdam), New vision arts festival (Hongkong), Sonic Anchor (Hongkong), WASBE wind band festival (Kalifornien) sowie in Südkorea und Frankreich aufgeführt. Gegenwärtig ist sie als Komponistin und Performerin bei der Musiktheater-Kompanie de Veenfabriek in den Niederlanden tätig.
Wilmer Chan Komposition und Libretto
Wilmer Chan, geboren 1985, nahm – inspiriert von seiner Liebe zum Jazz – seine musikalische Ausbildung in seinen späten Teenagerjahren auf. Improvisation prägt nach wie vor als wichtiges Element seine musikalische Entwicklung. Er lebt in Hongkong und führt regelmäßig zusammen mit lokalen und durchreisenden Musikern frei improvisierte Musik auf. Außerdem spielt er Bass in Metal-Bands und unterstützt Indie-Musikgruppen bei der musikalischen Produktion.
Nadim Abbas Libretto, Bühne und Choreographie
Nadim Abbas is a visual artist from Hong Kong. His work explores technologies of perception, culminating in the construction of complex set pieces where objects exist in an ambiguous relationship with their own image, and bodies succumb to the seduction of space. Abbas was awarded with the Asian Cultural Council Altius Fellowship and the HK Arts Development Award (Young Artist / Visual Arts) in 2014.
Recent exhibitions include: Blue Noon (Last Tango, Zurich), Clouds⇄Forests (7th Moscow International Biennale of Contemporary Art), Camoufleur (VITRINE, London), Chimera (Antenna Space, Shanghai), The Last Vehicle (UCCA, Beijing), 2015 Triennial: Surround Audience (New Museum, New York), The Part In The Story Where A Part Becomes A Part Of Something Else (Witte de With, Rotterdam).
Vanissa Law Komposition und Projektmanagement
Vanissa Law was born in Hong Kong and began her studies at the Hong Kong Baptist University (HKBU) in 2004. Starting out as a piano major, she studied with Chinese composer Mr. Cui Shiguang. After graduating from HKBU, Vanissa turned her focus towards electroacoustic music whilst majoring in voice and music composition at Ball State University, Indiana. Vanissa was granted the Fulbright Research Award in 2014-15 and was sponsored to do a 10-month research residency at the Louisiana Digital Media Center. In 2017, she obtained a PhD in interactive electroacoustic music at HKBU under the supervision of Prof. Christopher Keyes.
Fiona Lee Installation und Bühne
Born in Hong Kong, Fiona Lee’s works of art are derived from the intersection between installation and performance. Listening creates an important connection between Fiona and the world; this is when she feels the movement of every single moment. She believes her art creations represent the progress she is making in exploring and accepting her own and others’ possibilities.
Lee’s installations & performances have featured at a number of art festivals and exhibitions in Hong Kong, Japan, Philippines, Korea & Taiwan. She has also featured in duo or trio improvisation performance section with a variety of musicians & sound artists in gigs and site-specific environments.
Susanne Leitz-Lorey Sänger/-in
Susanne Leitz-Lorey, lyrischer Sopran, studierte an der Musikhochschule Stuttgart. Nach Abschluss des Gesangsstudiums 1988 besuchte sie die Opernschule und legte 1991 die Bühnenreife ab. Kurse bei Eugen Rabine, Judith Beckmann, Barbara Schlick und Ingrid Figur vervollständigen ihre Studien.
In Zusammenarbeit mit Helmuth Rilling, Ingo Metzmacher, Hans Zender, Manfred Schreier und anderen ist sie als Konzertsängerin vielfältig künstlerisch tätig. Ihr Repertoire umfasst sämtliche große Oratorienpartien. Sie wirkt mit bei CD-Produktionen, Rundfunkaufnahmen und Operngastspielen.
Ihre Liebe gilt darüber hinaus dem Liedgesang, seit 1991 ist sie Mitglied der Neuen Vocalsolisten Stuttgart.
Martin Nagy Sänger/-in
Martin Nagy erhielt nach dem Studium der Schulmusik an der Stuttgarter Musikhochschule mit den Hauptfächern Violine und Gesang, der Liedklasse und des Opernfachs zunächst ein Engagement an der Oper Annaberg-Buchholz.
Seit 1993 ist er freischaffender Konzert- und Opernsänger. Zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentieren seinen Weg als Solist. Ein Schwerpunkt und zugleich belebender Kontrapunkt zu seiner Tätigkeit als Oratoriensänger ist heute die Arbeit mit den Neuen Vocalsolisten.
Guillermo Anzorena Sänger/-in
Guillermo Anzorena ist in Mendoza, Argentinien geboren. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik der Universität National von Cuyo. 1991 war er Preisträger beim Gesangswettbewerb "Junge Stimmen" in Buenos Aires, 1993 wurde er von der Richard-Wagner-Gesellschaft als "Junges Talent des Jahres" ausgezeichnet.
Verschiedene Stipendien ermöglichten ihm, sich in Argentinien intensiv mit dem deutschen Lied zu beschäftigen. Guillermo Anzorena lebt seit 1994 in Karlsruhe, absolvierte an der dortigen Hochschule für Musik ein Aufbaustudium sowie eine Ausbildung an der Opernschule. Seine Engagements als Opernsänger führten ihn u. a. zum Konstanzer Opernsommer und zur Jungen Oper Stuttgart. CD- und Rundfunkaufnahmen, u. a. mit dem SWR und der Jungen Oper Stuttgart begleiten seine solistische Laufbahn. Er spielte mehrere Liedzyklen von Carlos Guastavino ein und konzertiert als Mitglied der Ostinato-Stiftung international mit Werken zeitgenössischer argentinischer Komponisten.
Seit März 2000 ist er Mitglied der Neuen Vocalsolisten Stuttgart. Zahlreiche Konzerttourneen des Ensembles führen ihn durch das In- und Ausland. Bei einem Gastspiel der Neuen Vocalsolisten in Bergamo sang er die Hauptrolle bei der Weltpremiere der Oper Si von Roberto Andreoni. Seit Oktober 2000 ist er als Dozent für Gesang an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen tätig.
Besetzung & Credits
Komposition und Installation: Lam Lai
Komposition und Libretto: Wilmer Chan
Libretto, Bühne und Choreographie: Nadim Abbas
Komposition und Projektmanagement: Vanissa Law
Installation und Bühne: Fiona Lee
Konzept und Regie: Lam Lai, Wilmer Chan, Nadim Abbas, Vanissa Law, Fiona Lee
Mit: Susanne Leitz-Lorey (Sopran, Neue Vocalsolisten), Martin Nagy (Tenor, Neue Vocalsolisten), Guillermo Anzorena (Bariton, Neue Vocalsolisten), Marget Flach (Performance), Marc-Philipp Kochendörfer (Performance), Hubert Schedlbauer (Performance)
Mit freundlicher Unterstützung von
Biografien
Neue Vocalsolisten Sänger/-in
Die sieben Konzert- und Opernsolisten, vom Koloratursopran über den Countertenor bis zum schwarzen Bass, verstehen sich vor allem als Forscher und Entdecker. Um dem Neuen den Weg zu bereiten, arbeiten die Neuen Vocalsolisten regelmäßig mit arrivierten und jungen KomponistInnen zusammen in der Recherche nach neuen Klängen, Stimmtechniken und vokalen Ausdrucksformen. So entstand im Laufe der letzten 20 Jahre ein reiches, hochvirtuoses und weltweit einzigartiges Repertoire vokaler Kammermusik.
Dabei bewegen sich die Neuen Vocalsolisten insbesondere auf dem Terrain des gegenwärtigen Musiktheaters, das mehr denn je durch elektronische Medien, Video- und Konzeptkunst geprägt ist. Interdisziplinäre Diskurse gehören daher selbstverständlich zur Arbeit des Ensembles. Bildende Kunst, Literatur, Film und performative Formate sind darin ebenso einbezogen wie Bezüge zu traditioneller Musik. Vor diesem Hintergrund haben die Neuen Vocalsolisten das Genre des vokalen Kammer-Musik-Theaters geprägt, unter anderem mit Werken von Georges Aperghis, Carola Bauckholt, Luciano Berio, Luca Francesconi, Lucia Ronchetti, Oscar Strasnoy und Claude Vivier. Partner des Ensembles sind dabei stets hochkarätige Spezialistenensembles und Orchester, internationale Opernhäuser, die freie Theaterszene, elektronische Studios sowie zahlreiche Veranstalter von Festivals und Konzertreihen neuer Musik in aller Welt.
Internationale Beachtung fanden in den vergangenen Jahren Musiktheaterproduktionen wie Freizeitspektakel von Hannes Seidl und Daniel Kötter, Aura von José-María Sánchez-Verdú, die Video-Konzert-Architektur Mediterranean Voices von zwölf KomponistInnen und dem Videokünstler Daniel Kötter über zwölf künstlerische Identitäten aus zwölf Ländern des Mittelmeerraums. Auch Dieter Schnebels Musiktheater Utopien, Nikolaus Brass' Sommertag und Simon Steen-Andersens Buenos Aires wurden den Neuen Vocalsolisten auf den Leib geschrieben und gehören seit ihren Uraufführungen 2014 zum Repertoire des Ensembles, ebenso wie Musiktheaterproduktionen von Annelies van Parys (Private View), François Sarhan (La philosophie dans le boudoir), Katharina Rosenberger (tempi agitati) und Christoph Ogiermann (Inner Empire).
Im Jahr 2018 gibt es neben Wiederaufnahmen von Utopien und Buenos Aires eine neue Produktion für die Operadagen Rotterdam (Annelies von Parys: An Archive of Love). Und bei der Münchener Biennale 2018 bringen die SängerInnen fünf kammermusikalische Musiktheaterwerke von Clara Iannotta, Kaj Duncan David, Frederik Neyrinck, Lam Lai und Wilmer Chan sowie Saskia Bladt zur Uraufführung.
Insgesamt werden die Neuen Vocalsolisten 2018 über 30 Werke uraufführen. Konzertreisen führen die Sänger wieder in zahlreiche Länder Europas, nach New York und nach Tel Aviv.