Ein Porträt des Künstlers als Toter
Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale und der Staatsoper Unter den Linden
Koproduktion der Münchener Biennale mit der Staatsoper Unter den Linden
In Kooperation mit Schwere Reiter MUSIK
Gefördert durch das Goethe-Institut
Komposition: Franco Bridarolli; Regie und Text: Davide Carnevali; deutsche Übersetzung des Textes: Sabine Heymann; Bühne und Kostüme: Charlotte Pistorius; Dramaturgie: Roman Reeger
Mit: Daniele Pintaudi (Schauspiel, Klavier)
Die persönliche Geschichte des Schauspielers Daniele Pintaudi beginnt mit einem Gerichtsverfahren wegen einer Wohnung in Argentinien, die ein Verwandter von ihm 1978 während der Militärdiktatur erworben hatte und einst dem Komponisten Franco Bridarolli gehörte, dessen Familie die Wohnung nun zurückfordert. Zusammen mit dem Autor Davide Carnevali reist Pintaudi 2015 nach Argentinien und erfährt hier die Geschichte Bridarollis, der zum Zeitpunkt seines Verschwindens an den Kompositionen eines zur Zeit der NS-Diktatur in Deutschland verschwundenen jüdischen Komponisten arbeitete. Das Projekt kreist um die Abwesenheit des Körpers des desaparecido, des verschwundenen Menschen, und dessen Schicksal - Deportation, Gefangenschaft und Tod - ungewiss bleibt. Wie kann man dem, der zum Schweigen gebracht wurde, die Stimme wiedergeben? Wie kann man die Kunst dem Künstler, dessen künstlerischer Ausdruck verboten wurde, zurückgeben? Und vor allem: Wie kann man seinen verschwundenen Körper wieder ans Licht bringen?
Franco Bridarolli Komposition
Franco Bridarolli (geboren 1991) studierte im argentinischen Córdoba „Komposition, Arrangement und Produktion“ und schloss zusätzlich eine Ausbildung zum Tontechniker ab. Mit seiner Arbeit „Aquelentramado de impulsos“ (in etwa: „Geflecht der Impulse“) gewann er 2014 den vom Symphonieorchester Córdoba organisierten landesweiten Kompositionswettbewerb „Primer Concurso de Composición OSC“. Ebenfalls 2014 erreichte er bei dem Kompositionswettbewerb „2° Concurso Latinoamericano de Composición para Voces Solistas“ mit seinem Werk „Eppur si muove“ („Und sie bewegt sich doch“) den ersten Platz. 2015 nahm er zusammen mit 15 anderen jungen Künstlern an der „Plataforma Internacional para la Creación en Teatro Musical: Escena América Latina“ in Buenos Aires teil, einem Projekt des Goethe-Instituts Buenos Aires und der Münchener Biennale.
Davide Carnevali Regie und Text
Davide Carnevali, 1981 in Mailand geboren, wurde mit zahlreichen Hörspielpreisen ausgezeichnet, u.a. beim „Premio Riccione per il Teatro“ (2009), "Borrello alla nuova drammaturgia" (2011), "Journée des Auteurs de Lyon" (2012) und beim „Premio Platea“ 2016. Der erste Teil seines „Diptych of Europe - Sweet Home Europa“ wurde 2012 am Schauspielhaus Bochum und als Hörspiel von Deutschlandradio Kultur uraufgeführt. Nach einem Studium an der Freien Universität Berlin promovierte Carnevali an der Autonomen Universität Barcelona im Fach Theaterwissenschaft. Er unterrichtet Theaterwissenschaft an der Theaterakademie Paolo Grassi in Mailand. Seine Theaterstücke wurden bei verschiedenen internationalen Festivals aufgeführt und in 12 Sprachen übersetzt.
Sabine Heymann deutsche Übersetzung des Textes
Kulturjournalistin, Theaterkritikerin und Übersetzerin. Seit 1980 war sie 14 Jahre lang Kulturkorrespondentin in Rom u.a. für Theater heute und die Frankfurter Rundschau, danach Kuratorin von Begleitprogrammen zu Ausstellungen an der Bonner Bundeskunsthalle. 1996 wechselte sie an die Gießener Universität, wo sie bis 2017 Geschäftsführerin des Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI) war. Sabine Heymann übersetzt Theatertexte, Belletristik und Sachbücher vor allem aus dem Italienischen, aber auch aus dem Französischen, Spanischen und Englischen und ist als Kennerin der Theaterszene in Italien und China Kuratorin von Foren und Tagungen und künstlerische Beraterin bei Festivals und Projekten. 2017 publizierte sie gemeinsam mit Cao Kefei und Christoph Lepschy das Buch "Zeitgenössisches Theater in China" (Alexander Verlag Berlin).
Charlotte Pistorius Bühne und Kostüme
Charlotte Pistorius studierte Bildende Kunst an der HFBK Hamburg und Kostümbild an der UDK Berlin. Ihre Kostümbilder für Tanz und Performanceprojekte waren zu sehen am Hebbel am Ufer Berlin, den Sophiensaelen, dem Mousonturm Frankfurt und dem Festspielhaus Hellerau. Die Ausstattung für Musik- und Recherchetheaterstücke führten sie u.a. an die Staatstheater Braunschweig, Karlsruhe und Darmstadt, an das Théâtre de la manufacture Nancy und Nationaltheater Timisoara. Eine enge Zusammenarbeit verbindet sie mit der Choreographin Isabelle Schad und dem Recherchekollektiv werkgruppe2. Bei Produktionen von Christoph Schlingensief, Romeo Castellucci, Susanne Kennedy und Christoph Marthaler / Anna Viebrock arbeitete sie am Kostümbild mit. 2009 war sie Artist-in-Residence im Watermill Center von Robert Wilson. Wiederholt unterrichtete sie an der Universität der Künste Berlin.
Roman Reeger Dramaturgie
Besetzung & Credits
Komposition: Franco Bridarolli
Regie und Text: Davide Carnevali
deutsche Übersetzung des Textes: Sabine Heymann
Bühne und Kostüme: Charlotte Pistorius
Dramaturgie: Roman Reeger
Mit: Daniele Pintaudi (Schauspiel, Klavier)
Biografien
Daniele Pintaudi Schauspieler
Daniele Pintaudi ist in der Schweiz geboren, italienischer Herkunft. Er studierte Klavier in La Chaux-de-Fonds, Zürich, Paris und Basel und danach Schauspiel in Genf sowie experimentelles Musiktheater in Bern. In den letzten Jahren arbeitete er als Schauspieler und Musiker an verschiedenen Theatern, unter anderem am Theater Basel, am Deutschen Theater Berlin, am Théâtre Vidy Lausanne, in der Gessnerallee Zürich, am Schauspielhaus Zürich, am Konzert Theater Bern, am Hebbel am Ufer (HAU) und am Radialsystem Berlin, am Théâtre Le Poche Genf, am Théâtre Le Public Brüssel, am Théâtre Populaire Romand und am Théâtre ABC La Chaux-de-Fonds. Kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Schweizer Regisseur Thom Luz, mit dessen Stücken er in Frankreich, Deutschland, Island, Finnland, Israel, Polen, Holland und in der Schweiz gastierte. Er war außerdem in den letzten Jahren bei zwei Produktionen von Ruedi Häusermann zu sehen.